Sabine Härter

(52 Jahre Diabetes)
Sabine Härter

Im Jahr 1970 fing nach einer beidseitigen Hüftdysplasie-OP meine Diabeteskarriere an. Wieder zu Hause fiel meiner Mutter auf, dass ich extrem viel trank (teilweise sogar direkt aus dem Wasserhahn) und nach Konsultation meiner Kinderärztin stand es fest: Sabine hat einen Typ-1-Diabetes.

Meine Ersteinstellung im Kinderkrankenhaus Rheydt war mehr als schwierig: extrem schwankende Werte (die manchmal noch heute auftreten) und Windpocken. Damals mochte ich meinen Diabetes gar nicht – alles tat weh oder war blöd. Blutzuckermessung und Spritzen, keine Süßigkeiten und immer wieder Krankenhausaufenthalte, ein Tag lang für Blutzuckertagesprofile oder lange Neueinstellungen über mehrere Wochen.

Bis zum 20. Lebensjahr wolle ich eigentlich nichts von Diabetes wissen bis auf, dass ich mich sehr schnell selbst gespritzt habe. Meine Werte waren echt schlecht. Mit 20 Jahren hat mich dann mein damaliger Hausarzt gefragt, ob ich mich bzgl. meines Diabetes noch immer von meinem dreijährigen Kind bestimmen lassen wolle: Nein – wollte ich nicht.

Seit dem habe ich mich immer mehr über Diabetes informiert (bis heute) und um meinen eigenen Diabetes gekümmert. Aktuell sind die HbA1c-Werte zwischen 6,5 und 7,0. Ich habe auch Spritzmöglichkeiten und damit verbundene Therapien regelmäßig angepasst, von Glasspritze über Einwegspritzen, Bolus-Pen bis hin zur Insulinpumpe. Mein Motto bis heute: Ich lebe mit, aber nicht für meinen Diabetes.

Mit ca. 30 Jahren habe ich über Diana Droßel die Selbsthilfe mit tollen, selbstbestimmten Diabetiker*innen mit und ohne Folgeerkrankungen kennen und schätzen gelernt. Auch ich wollte mit meinem Erfahrungs- und Wissensschatz aus 52 Jahren anderen Betroffenen helfen – Hilfe zur Selbsthilfe. Heute leite ich eine Selbsthilfegruppe mit Typ 1-, 2- und 3c-Patienten und bin Bezirksvorsitzende der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes NRW.

Zusätzlich engagiere ich mich politisch für die Rechte und Therapiemöglichkeiten, wie z.B. den Diabeteswarnhund, für alle Diabetesformen. Dazu betreue ich einen Typ-2-Diabetiker ehrenamtlich in der JVA Aachen und habe dabei gelernt, welche Möglichkeiten zur Eigentherapie unter eingeschränkten Bedingungen zur Therapieverbesserung bestehen.

Ich denke, durch meinen Diabetes habe ich viele tolle und schöne Erfahrungen mit vielen interessanten Menschen gemacht, die ich ohne Diabetes nicht gemacht bzw. getroffen hätte.

Veröffentlicht: 2022

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