In den schlimmen Wirren des 2. Weltkrieges wurden mein Zwillingsbruder Herbert und ich – in dieser Reihenfolge – am 2. Juli 1943 in Frankfurt geboren. Unser Vater ist in Stalingrad gefallen. Unsere Mutter starb, als wir drei Jahre alt waren. Wir sind in verschiedenen Waisenhäusern groß geworden. Wir lernten uns erst kennen, als wir eingeschult wurden. Ich bin in einem Erholungsheim in Österreich gewesen, in dem ich an Mumps erkrankte und wodurch ich höchstwahrscheinlich den Diabetes bekam.
Wir sind beide oftmals zu Pflegeeltern geschickt worden. Als wir denen nicht gerecht wurden, schickten die uns wieder zurück. Eine Schwägerin unseres Vaters hatte die Vormundschaft über uns und verhinderte eine Adoption bei amerikanischen Adoptiveltern.
Unsere Großmutter väterlicherseits bedachte uns ab und zu mit Geschenken. Sie hatte Diabetes und musste sich damals schon Insulin mit großen Spritzen injizieren.
Wir alle lebten in Frankfurt. Ein Kennenlernen der Familie unserer Mutter gab es nicht. Um aus dem Waisenhaus so früh als möglich zu entkommen, hat Herbert eine Metzgerausbildung absolviert und ich eine Bäckerausbildung. Dort hatten wir Kost und Logis.
Meinen 18-monatigen Wehrdienst leistete ich von 1962 bis 1963 in Nord-Hessen und München ab.
Wieder in Frankfurt fühlte ich mich antriebslos, schwach und elend. Dr. Leber, der Hausarzt sagte mir: Sie haben „Zucker“. Ich befand mich gerade in meiner Sturm- und Drangzeit. Den Diabetes ignorierte ich ca. ein Jahr. Als Bäcker hab ich nach dem Wehrdienst nicht mehr gearbeitet. Bei verschiedenen Arbeitgebern verdiente ich Geld in der Logistik.
1969 heiratete ich Doris, mit der ich 1971 unseren Sohn Thomas bekam. Die Ehe wurde 1972 geschieden.
1976 lernte ich Angela kennen, wir heirateten 1983. Wir beide widmen uns der Krankheit. Bis heute blieb ich von vielen Folgekrankheiten verschont, außer Bluthochdruck. In der Uniklinik Frankfurt werde ich in der Diabetes Ambulanz und Kardiologie behandelt. Seit ca. zwei Jahren trage ich den Sensor FreeStyle Libre von Abbott. Das lästige Fingerstechen vermisse ich überhaupt nicht.
1982 wurde ich als Bürokaufmann umgeschult. Ich bekam eine Anstellung in einer amerikanischen Bank, in der ich bis zur Rente blieb. 1986 gelang meiner Frau und mir der Nikotinentzug, nachdem wir gleichzeitig stark erkältet waren.
Wir reisen beide sehr gerne und überwintern, seit wir Rentner sind, auf Teneriffa. Dort mieten wir immer eine Wohnung und können uns draußen aufhalten.
Mein Gewebe bzw. Spritzstellen hat sich verändert, was meine Frau Angela und mich veranlasst hat, dass sie mich spritzt. Nachts misst sie den BZ und weckt mich erst, wenn er unter 100 und über 200 ist.
Um 22.30 Uhr verabreicht sie Basalinsulin in zwei Injektionen und wenn erforderlich Altinsulin zur Korrektur. Dasselbe um 5.30 Uhr.
Unsere Kost bereiten wir meist selbst zu. Die beginnt mit Porridge für zwei Personen, bestehend aus 60 Gramm Haferflocken, 10 Gramm Erdmandel, 450 Milliliter 1,5% Milch. Das wird aufgekocht und immer schön dabei bleiben! Es gibt nichts, das schneller anbrennt.
Darüber ein Obstsalat mit den Früchten, die es gerade gibt, Walnusskernen und Cranberries und etwas Süßstoff. Die Haferflocken sorgen für einen BZ, durch den man bis mittags nicht spritzen muss.
Die gesunde Kost nehmen wir auch mittags und abends zu uns. Abends essen wir vorzugsweise Knäckebrot, das für unsere gute Verdauung sorgt.
Veröffentlicht: 2018