Als ältestes Kind einer achtköpfigen Familie (Kinder+Eltern) erkrankte ich bereits im Babyalter an Diabetes.
Durch die Großmutter wurde meine Krankheit folgerichtig beobachtet, da ich als Kleinkind jede Regenpfütze aufsuchte, um daraus Wasser zu trinken. Zur damaligen Zeit war Diabetes noch lange nicht so behandelbar wie es in unserer heutigen Zeit möglich geworden ist. Die Eltern waren aufgrund ihrer Belastung mit meiner Krankheit überfordert und so habe ich bereits im Kleinkindalter pausenlos in Kliniken ums Überleben kämpfen müssen.
einen Zeitungsartikel bekam eine entfernte Verwandte mit, dass im Oberbayrischen Hinrichssegen ein Diabetiker Jugendhaus seine Pforten geöffnet hatte. Obwohl den Eltern durch die damalige Stadtverwaltung und dem dort ansässigen Sozialarbeiter dringend ans Herz gelegt worden war, das todkranke Kind nicht so weit von zuhause in eine Behandlung zu geben, wurden sie von einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung darüber aufgeklärt, dass Sie ein Recht auf Anfrage für eine Behandlung meines Falles habe und so bekam ich meine erste „Überlebenschanche“ in diesem Leben.
Als 6-jähriges Kind wurde ich dann vom Sozialwerk Hinrichssegen fast schon todkrank übernommen. Dort fand eine Behandlung mit einem sehr gut ausgebildeten Personal statt. Erzieher, Diätassistenten, Psychologen, ein Heimarzt sowie der Heimleiter Hans Schodlok führten dort ein 20-25-köpfiges Kinder-Diabetesheim. Dem hervorragenden Arzt Dr. med Walter Herzig, der frisch aus den USA kam, wo sein Diabetes-Studium stattgefunden hatte und der in Hinrichssegen angeheuert hatte, verdanke ich eine unbeschwerte und erlebnisreiche Jugend.
Durch regelmäßige Schulbesuche und einer diabetischen Ausbildung in meiner Jugendzeit, verdanke ich dem Sozialwerk Hinrichssegen ein inzwischen über 47-jähriges Arbeitsjubiläum und ein fast „normales“ Leben, dass mich weltweit nach Mexiko, in die USA, die Türkei und sogar nach Nordafrika gebracht hat.
Ich weiß um die Gnade, die mir als Kind zuteil wurde und bin darum bis zum heutigen Tag dankbar und unterstütze meine betroffenen Leidensgenossen, also meine Diabeteskollegen in der Selbsthilfe.
Seit nunmehr zwei Jahren bin ich ein glücklicher Rentner und genieße mein jetziges Alter und singe jeden Tag : „mit 66 Jahren da fängt das Leben an …“
Veröffentlicht: 2022