Im Alter von 3 Jahren wurde lt. Erzählung meiner Eltern mein Diabetes im Klinikum in Aachen, mit der damaligen Aussage des behandelnden Arztes: “Ihr Kind hat einen Blutzucker über 800, wir können das endgültig gar nicht mehr messen“, diagnostiziert. Die Einstellung dort dauerte 7 Wochen. Ich wurde mit der täglichen Gabe von Kombi-Insulin und der Aufforderung an meine Eltern, eine strenge Diät einzuhalten, nach Hause entlassen.
Die Glasspritzen mit dicken Injektionsnadeln, die zunächst einmal am Tag, durch meine Eltern, das nötige Insulin in meinen Körper brachten, waren schmerzhaft und die strenge Diät mit Essen auf Uhr und Zeit alles andere als angenehm. Dennoch haben es meine Eltern bei mir und später auch ich alleine geschafft, das diabetische Leben zu bewältigen, ohne jemals als diabetischer Notfall ein Krankenhaus wegen einer schweren Hypoglykämie oder einer Ketoazidose aufsuchen zu müssen.
Die Jahre in der Grundschule, dem Gymnasium und das spätere Studium an der Fachhochschule für Finanzen liefen mit einer Vielzahl von ups and downs in puncto Diabetes ab, dennoch habe ich alles gut bewältigt.
Mit ca. 10 Jahren erfolgte die Insulinumstellung auf zweimalige Injektionen mit Novo Rapitard. 1987, nach 30 Diabetes-Jahren wurde ich auf die intensivierte Insulintherapie mit 3x Bolusinsulin zu den Mahlzeiten und 1x abendlichem Basalinsulin umgestellt. In der Zwischenzeit hatte ich geheiratet und mit meiner Ehefrau zwei gesunde Kinder ins Leben gesetzt.
Heute, nach 65 Diabetes-Jahren, arbeite ich den Diabetes mit einer Dana i Insulinpumpe, einem CGM-System von Dexcom und dem AID-System Cam APS FX ab und fühle mich nach wie vor gesundheitlich gut entwickelt. Schwere, mich beeinträchtigende Folgeschäden habe ich nicht davon getragen und ich bin nach wie vor sportlich aktiv und bewältige in der Freizeit und im Urlaub 50-70 km Wegstrecke mit dem Fahrrad oder gehe 8-10 km spazieren. Ein großer Garten mit viel körperlichem Einsatz fordert weiterhin Flexibilität im diabetischen Handling.
Ich wundere mich heute darüber, wie Eltern diabetischer Kinder mit Insulinpumpen und CGM-Follower Apps ihre Sprösslinge rund um die Uhr überwachen (möchten), um ihnen eine bestmögliche Lebensqualität mit Diabetes zu ermöglichen. Mein Heranwachsen vom Kind zum Jugendlichen und Erwachsenen ist über Jahrzehnte fast vollständig ohne die heute gängigen hochwertigen, aber auch sehr kostspieligen Kontrollsysteme mit Insulinpumpe, CGM-System und AID-System verlaufen, weil es außer Harnzuckerkontrollen und später mehrmaligen Blutzuckerkontrollen am Tag nichts Besseres gab. Aber auch das hat funktioniert!
Ich bin dankbar, dass ich mit Hilfe meiner Eltern in jungen Jahren und meiner Ehefrau und den beiden Kindern in der späteren Zeit viele diabetische Hindernisse umschiffen konnte und heute insgesamt ganz zufrieden bin, wenn die diabetische Technik sauber läuft.
Veröffentlicht: 2022