Ingrid Zavelberg

(51 Jahre Diabetes)
Ingrid Zavelberg

Mein „süsses Leben“ fing im Alter von 5 Jahren an. Als Älteste von 4 Mädchen fiel meiner Mutter im Schwimmbad auf wie dünn ich war und das ich nachts häufig trank und auf Toilette musste. Der auf der Rückfahrt aufgesuchte Kinderarzt stellte einen BZ von über 700 mg/dl fest und ab ging es zur Kölner Universitätsklinik, wo ich mit 1x Depotinsulin eingestellt wurde. Die Spritzen zur damaligen Zeit waren sehr dick und mussten steril gekocht werden, damit sie immer wieder benutzt werden konnten.
Da ich inmitten meiner Geschwister und Eltern aufwuchs und immer viele Freundinnen um mich hatte, habe ich die Spritzerei in Kauf genommen. Schwer fiel mir immer, den Essplan einzuhalten, da früher viele Einheiten gespritzt wurden (da die Wirkung ja 24 Stunden halten sollte) und dementsprechend regelmässig und viel gegessen werden musste. Ich habe mich von früher Kindheit an lieber bewegt und mit Freunden rumgetobt, so dass es immer wieder zu schweren Entgleisungen kam – Gott sei Dank bis heute ohne große Folgeschäden.

Durch die Verbesserung der Behandlung und das der Patient mehr und mehr mit entscheiden durfte (was allerdings 20 Jahre gedauert hat), habe ich meinen Diabetes akzeptiert. Entscheidend dafür war mein Umfeld (Familie, Freunde) und meine Sportlehrerin im Leichtathletikverein, deren Mutter ebenfalls Diabetikerin war und die mich immer unterstützt und mein Talent gefördert hat. Mir wurde damals klar, das wenn ich mich nicht um den Diabetes kümmere, keine Leistungen möglich waren. 1972 stand in der Zeitung anlässlich von Schulkreismeisterschaften im Hochsprung „Ulrike und Ingrid hoch hinaus“. Ulrike (Meyfahrt) wurde im gleichen Jahr Olympiasiegerin und ich steigerte mich im Hochsprung, 800 m und im Fünfkampf. Später habe ich an der Sporthochschule Köln Sport für Rehabilitation und Prävention studiert und bin seit über 30 Jahren in einem Berufsbildungswerk in Norddeutschland tätig, wo ich beeinträchtigte junge Menschen ermutigen und fördern kann.

Mit meinem damaligen Mann haben wir im Februar 1985 Prof. Dr. Michael Berger in der Universitätsklinik Düsseldorf aufgesucht um uns wegen Risiken und Möglichkeiten einer Schwangerschaft beraten zu lassen. Im Oktober 1985 kam unsere Tochter Natascha zwar als Frühchen, aber ansonsten gesund und munter zur Welt. Im August 1988 folgte unser Sohn Andrej auf normalem Weg hinterher. Beide sind bis heute meine größten Kraftquellen! Ebenso wie meine Familie und Freundinnen aus Schulzeiten, mit denen ich tolle Gespräche führe und viele Reisen unternehme.

Als Hobby spiele ich Tennis, wandere gerne in den Bergen und fahre begeistert Ski (Langlauf und Alpin). Ich habe das Glück mit meinem Schwager, einem ehemaligen Dozenten der Bonner Uni und anderen Bergkamaraden und -innen 1x im Jahr Skihochtouren unternehmen zu können. Bei allen Unternehmungen haben mich Menschen begleitet, die mit Verständnis auf mein Handicap (Messen, Spritzen, Blutzuckerschwankungen etc.) reagieren und mir so viel Mut für weitere Begebenheiten im Leben machen.

Es gibt noch vieles mehr zu berichten wie etwa das Kennenlernen von Ulrike Thurm 1989 und die IDAA e.V. (= eine internationale Gemeinschaft sporttreibender Diabetiker, bei der ich von 1992 – 2002 mit im Vorstand war) usw.

Für mich ist mein Diabetes ein fester Begleiter, nicht immer geliebt aber akzeptiert, und meine Aufgabe im Leben, damit klar zu kommen.

Durch meine Tätigkeit und dem Kennenlernen von so vielen unterschiedlichen Erkrankungen in meiner beruflichen Tätigkeit, bin ich dankbar für die vielen Hilfen (verständnisvolle Ärzte, Beraterinnen, techn. Verbesserungen etc.) und der Möglichkeit eines guten Diabetesmanagements.

Veröffentlicht: 2015

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