Am 11. Juni des Jahres 1928 wurde ich als Neuankömmling, als Knabe, mit dem Namen Günter Peter Rissel in Gelsenkirchen-Buer willkommen geheißen. Gemeinsam mit zwei Geschwistern erlebte ich eine unbeschwerte und glückliche Kindheit, sieht man von den Erlebnissen und Kriegswirren des 2. Weltkrieges ab.
Meine Geschichte beginnt offiziell im Mai 1963, jedoch lagen schon lange vorher Anzeichen einer Zuckerkrankheit vor. In dieser Zeit wurden die vorhandenen Symptome weder von den Ärzten noch von meinem Umfeld richtig gedeutet und ernst genommen. Erst im Jahre 1963 begann eine Odyssee durch den Dschungel der Diabetologie.
Mit 35 Jahren hatte ich Zugang zu den damals üblichen, von der Pharmaindustrie empfohlenen und von den Ärzten verschriebenen Tabletten. Erst im Jahre 1988 gelang es den Medizinern einer Klinik in Mölln, mich von der Notwendigkeit der Verabreichung von Insulin zu überzeugen. Seit dieser Zeit verwende ich Protaphane. Die heute täglichen Blutzucker-Kontrollen geben mir Gewissheit über meinen Zustand, wenn auch der HBA1c-Wert nicht immer als ideal einzustufen ist.
Mit zunehmendem Alter werden die Beschwerden aller möglichen Arten größer, besonders, wenn Diabetes vorliegt. Auch die Insulingaben müssen erhöht werden, um den Zuckerhaushalt im Gleichgewicht zu halten. So erlebte ich zwei Herzinfarkte, stabilisiert durch Dilatation und Stents, und eine Prostata-OP. Schmerzhaft empfinde ich die Neuropathie in den Füßen, die mich hin und wieder, besonders in den Nachtstunden, einholen. In der Bewegung verschwinden die Schmerzen gänzlich. So bin ich fast täglich mit dem E-Rad unterwegs, welches mir neben der schönen Gegend um Dorsten herum auch noch Erholung bietet. Eine bevorstehende Augen-Operation soll nun noch meine Sehkraft verbessern. Auch diese Tatsache ist wohl eine Folge des Diabetes.
Es ist zu erkennen, dass der Diabetes mellitus großen Schaden angerichtet hat. Umso wichtiger ist es, so rechtzeitig wie möglich zu wissen, dass die beste Medikation angesagt ist. Als optimistischer Patient habe ich diese Krankheit zwar als solche wahrgenommen und akzeptiert, fand sie aber auch als Herausforderung. Es gibt zahlreiche Leiden, die ebenfalls viel Lebensmut erfordern, die aber nicht so „leicht“ zu ertragen sind.
Seit meiner Freisetzung vom Beruf (sprich Pensionierung) im Jahre 1990 fand ich Zugang zur Lyrik, zur Belletristik. Es wurden acht Bücher veröffentlicht, die auch ab und zu gelesen werden. Mit meiner Einstellung zum Leben ist der Humor oft in Versform ausgedrückt, eine Art sich mitzuteilen und sie anderen zu vermitteln. Zum Verständnis will ich die Gelegenheit nutzen und Ihnen zum Thema mein fünftes Buch: „Mit Diabetes durch das Leben“ mit separater Post zuschicken. Sie können, falls erforderlich, Passagen aus diesem Buch herausgreifen. Auch mein letztes und achtes Buch eröffnet im dritten Teil, in meiner Autobiographie, einen Einblick in mein Leben.
Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass meiner Meinung nach auch der Diabetes für jeden betroffenen Menschen einmalig und nie mit anderen vergleichbar ist. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, um in seiner Lage, auch bis im Alter, hoffnungsfroh in die Zukunft zu schauen.
Ein Jubiläum
Fünfzig Jahre Diabetes.
Ich bin nicht froh, doch so geht es!
Einst im Jahre 63,
ich war noch jung, und man scheckt sich.
Doch ein Doktor, der erfahren,
riet mir schnell zurückzufahren.
Er entdeckte ein Defekt,
der in meinem Körper steckt.
Zuckerkrank war die Prognose,
so versprach es Dr. Rose.
Und es gilt sich einzuschränken,
um den Zuckerspiegel so zu senken.
Zunächst gab es nur Tabletten,
um den Zucker zu verstecken.
Doch so einfach ging das nicht.
Nichtrauchen gehörte auch zur Pflicht.
Es folgten dann in vielen Jahren
Entsagen und so manche Plagen.
Eigentlich gelang es nicht,
um aus Diabetiker Sicht,
den Zuckerspiegel klein zu halten.
Die Fehler waren stets die alten.
So erlebte ich oft außer Haus,
den Aufenthalt im Krankenhaus.
Ständig wurde ich befragt,
was mich denn noch so plagt.
Schließlich kam es dann heraus.
Das Aceton steht mit im Haus.
Das Fett in meinem Essen,
sollte ich nun bald vergessen.
Und es sprach sich schnell herum
Das Insulin, ein Antibiotikum
schafft den Ausgleich herzustellen
zwischen Pankreas und den Zellen.
Geholfen hat es über Jahre.
Heute bin ich 85 Jahre.
Veröffentlicht: 2014